Amundi CIO Views – August 2020: Ein Sommer voller Angst und Gier

Donnerstag, 30. Juli 2020

Märkte

In den „Amundi Global Investment Views – August 2020“ * präsentieren Pascal Blanqué (Group Chief Investment Officer) und Vincent Mortier (Deputy Group Chief Investment Officer) ihre aktuellen Einschätzungen der globalen Wirtschaft, der wichtigsten Wirtschaftsräume und der Investmentchancen.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

Ein Sommer voller Angst und Gier

Zu Sommerbeginn haben widersprüchliche Kräfte an den wichtigsten Aktienmärkten zu einem vorübergehenden Gleichgewicht zwischen Angst (Risiko der zweiten Welle, niedrige Anleiherenditen, hohe Goldpreise) und Gier (Aktienrallye infolge der Wiedereröffnung der Volkswirtschaften) geführt. Die große Frage für Investoren ist jetzt: Wie geht es weiter?

Unserer Ansicht nach wird das von den Märkten eingepreiste Aufwärtsszenario durch die noch unklare weitere Entwicklung des Virus in Frage gestellt. Die frühe Begeisterung der Märkte in Bezug auf ein Coronavirus-Heilmittel könnte übertrieben sein, der Weg zu einem breit verfügbaren, wirksamen Impfstoff könnte lang sein. Zusätzliche Anreize werden erforderlich sein, um den Nachfrageverlust auszugleichen und die Schwachstellen in einigen Sektoren zu reduzieren. Die Einigung auf einen EU-Wiederaufbaufonds in der Höhe von 750 Mrd. EUR und zusätzliche fiskalische Anreize in den USA und China könnten die Marktstimmung kurzfristig stützen.

Wir sehen jedoch keinen Grund für eine aggressive Risikoerhöhung in Portfolios, sondern für einige taktische Anpassungen auf der Grundlage relativer Bewertungen. Bei Aktien wird die Gewinnsaison im zweiten Quartal ein wichtiger Test sein. Die Daten werden in diesem Quartal unschön sein, was jedoch bereits eingepreist ist, daher wird sich der Blick nach vorne richten. Die Konsensus-Schätzungen für das nächste Jahr sind sehr positiv, aber die Unternehmen bieten nur zögernd Orientierung, da das Virus noch nicht unter Kontrolle ist. Aufgrund der mangelnden Klarheit und Gewinnvisibilität ist jedoch Vorsicht geboten.

  • Gebiete wie Europa, die in der Anfangsphase der Erholung nicht mehr in der Gunst der Anleger standen, dürften in dieser Aufholphase eine Outperformance erzielen, wobei sich die Performance möglicherweise auf einige Nachzügler-Sektoren / Bereiche erstreckt (Banken oder Small Caps). Da Europa bereits weiter im Viruszyklus ist und Hochfrequenzindikatoren 2021 eine starke Erholung signalisieren, dürfte die Region von der Genehmigung außergewöhnlicher Sofortmaßnahmen und geringerer politischer Risiken profitieren. Auch dies ist eher eine taktische Sichtweise als eine strukturelle Neupositionierung. In Asien befindet sich China trotz der jüngsten guten Entwicklungen immer noch in der Nähe eines 10-Jahrestiefs gegenüber den USA, und es gibt Aufholpotenzial. China ist (zusammen mit Indonesien) eines der wenigen Länder in den Emerging Markets (EM), in denen die fiskalische Reaktion dem kurzfristigen BIP-Rückgang entsprach oder sogar stärker war. Daher ist es eines unserer bevorzugten Länder in einem ansonsten gemischten Markt für Schwellenländer. Aber die Rallye war schnell und wild, eine Pause ist fällig.
  • Andererseits baut sich ein gewisser Marktexzess weiter auf, zum Beispiel die Outperformance des Nasdaq gegenüber dem S&P 500. Die Dynamik und Bewertungsdivergenz zwischen den fünf großen US-Megacaps und den wachstumsstärkeren Large Caps im Vergleich zum übrigen Markt scheint extrem und sogar auf Tech-Bubble-Niveaus. Und das Verhältnis Wachstumsaktien vs. Value (Substanzwert) Aktien ist weltweit außerordentlich. Es ist schwierig, den Zeitpunkt für eine Umkehr dieses Trends zu bestimmen, aber aus unserer Sicht ist dies sicherlich ein Bereich, auf den man sich konzentrieren sollte.

Im Fixed Income Bereich tragen die Erwartungen eines unbegrenzten Quantitative Easing (QE) zu der großen Diskrepanz zwischen den Kernanleiherenditen und der Wachstumserholung bei. Irgendwann im zweiten Halbjahr werden die Märkte wahrscheinlich anfangen, die Vorstellung einzupreisen, dass es keine weitere Beschleunigung der akkommodierenden Geldpolitik geben wird, wenn die Wirtschaft auf dem Weg der Erholung zu sein scheint. Das könnte die Kernanleiherenditen wieder etwas unter Druck setzen und zu Volatilität führen. In den USA könnten die enormen Defizitausgaben und die massiven US Treasury-Emissionen das lange Ende belasten. Wir glauben, dass die Zentralbanken bei der Rücknahme von geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen sehr vorsichtig vorgehen werden, um Störungen des Marktes oder der wirtschaftlichen Erholung zu vermeiden. Die Intensität der politischen Maßnahmen könnte jedoch nachlassen, und dies wird die größten Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben.

Die Suche nach Renditen bei Unternehmensanleihen und EM-Schuldtiteln ist die einzige Option, die den Anlegern bleibt, aber die Aufgabe wird immer schwieriger, und die Titelauswahl ist von größter Bedeutung. Eine rekordverdächtige Emission von Unternehmensanleihen geht Hand in Hand mit der Verschlechterung der Schuldnerqualität. Ein Hauptaugenmerk liegt auf "Fallen Angels", die automatische Verkäufe für Investment Grade-Strategien auslösen könnten, und einige opportunistische Anleger könnten auch außerordentliche Gewinne verbuchen und verkaufen, bevor die Ausfälle zu steigen beginnen. Unternehmensanleihen von geringer Qualität stehen bereits unter Druck, wobei die Ausfallrate bei US High Yield Anleihen mit CCC Rating nur wenige Punkte unter jener während der globalen Finanzkrise liegt. Viele Unternehmen werden riesige angehäufte Schulden abbauen müssen, viele werden nicht überleben.

Im zweiten Halbjahr werden Fragen der Solvenz in den Mittelpunkt rücken, und die Anleger sollten über eine ausreichende Portfolio-Liquidität und Vermögenswerte von guter Qualität verfügen. In den Schwellenländern gibt es Raum für eine allmähliche Erholung: eine Chance für Investoren, die jedoch eine hohe Selektivität erfordert. Letztendlich sind die Inflationserwartungen immer noch nicht in den Markt eingepreist; sie sind trotz der massiven Stimulierung immer noch zu niedrig. Dies könnte eine Gelegenheit darstellen, jede Neubewertung der Markterwartungen zu nützen.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Anleger nur wenig Einblick in die Zukunft haben und darauf vertrauen, dass sich die Rallye mit geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen fortsetzen wird. Dies sind keine perfekten Bedingungen, um ein starkes direktionales Risiko einzugehen. Wir bevorzugen Besonnenheit: Eine gute Dosis Vorsicht ist es, die den Menschen hilft, Gefahren zu überwinden – dieser Ansatz funktioniert auch bei Investitionsentscheidungen gut.

 

Die vollständige Publikation „Amundi Global Investment Views – August 2020“ * in der englischen Originalfassung finden Sie im Amundi Research Center *.

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